
E-Scooter – das ungeliebte Stiefkind
Eine Betrachtung von Clifford, der auch schon den ersten ausführlichen Egret Ten V4 Test durchgeführt hat. Ab jetzt spricht Clifford:
Ich bin ein gesellschaftlicher Außenseiter. Belächelt und sogar verachtet. Denn ich besitze einen E-Scooter. Schon Wochen bevor ich mein Gefährt erhalten habe und die ersten Meter fahren konnte, war ich bereits ein übler Verbrecher. Eine faule Umweltsau. Wie konnte ich nur?
Dabei hatte ich den E-Scooter eigentlich in bester Absicht bestellt. Als Pendler vom Stadtrand in die City wollte ich meinen Diesel wesentlich öfter stehen lassen. Autokilometer mit einem praktischen und umweltfreundlichen Verkehrsmittel ersetzen. Auch ein neues Fahrrad oder ein E-Bike hatte ich in Betracht gezogen. Aber einen E-Scooter kann ich schnell zusammenklappen und sowohl im Kofferraum mitnehmen als auch (kostenlos) in Bussen und Bahnen. Gerade diese flexible Kombination machte den E-Scooter für mich zu einer praktischen Alternative.
Das Leihscooter-Problem
Doch dann kamen die Leihscooter. Schon viele Wochen bevor ich meinen E-Scooter bekam, dominierten sie das mediale Sommerloch. Chaos… Mobilitäts-Apokalypse… Kein Tag ohne Horrormeldungen. Und gab es aus Deutschland nichts zu berichten, wurde auf andere Länder geschaut: Frankreich, die USA oder China.
Auch in den Sozialen Medien wurde vor dem Verkehrskollaps durch die E-Scooter Flut gewarnt. Es gab Aufrufe, die E-Scooter reihenweise umzuwerfen, auf die Straße zu stellen oder gar im Fluss zu versenken. Und als einige diesem Aufruf folgten, kamen gleich die empörten Fotos von umgeworfenen oder versenkten E-Scooter und die Kommentare “haben wir doch gleich gesagt!”. Erste Statistiken zeigten, dass Fahrer von Leihscootern weniger als 2 Kilometer zurücklegen. Bereits wenige Wochen nach Einführung der Leihscooter wurde die Mobilitätswende für gescheitert erklärt.
In ihren Berichten schienen sich die Medien gegenseitig überbieten zu wollen. Sie hatten ein Monster geschaffen, das alle hassten – und mit jeder Meldung wurde dieses Monster hässlicher, abscheulicher und gefährlicher. Sachliche Betrachtungen blieben die Ausnahme. Und eine Unterscheidung zwischen Leihscootern und E-Scootern im Privatbesitz gab es schon gar nicht.

Dabei stellt sich doch die Frage: Wer soll eigentlich einen Leihscooter in der Innenstadt nutzen – und wofür? Das Auto eines Pendlers kann er nicht ersetzen, denn Pendler pendeln nun mal nicht in der Innenstadt, sie kommen eher vom Stadtrand. Ein Leihscooter in der City kann naturgemäß nur die wenigen Kilometer in der Innenstadt genutzt werden.
Und auch der Umgang mit einem Leihscooter ist anders. Menschen gehen weniger bewusst damit um, wenn es nicht ihr Eigentum ist. Das haben wir schon bei den Leih-Fahrrädern erleben dürfen. Und sie sind auch weniger routiniert. Wenn jemand seine ersten Erfahrungen mit einem E-Scooter auf einer Hauptstraße in der Innenstadt macht, muss es nicht verwundern, dass die ersten Kilometer eher unsicher sind. Ich würde, ehrlich gesagt, auch nicht meinen Kindern auf einer Hauptstraße das Fahrradfahren beibringen wollen.
Doch solche Fragen wurden nicht gestellt. Die Stimmung war bereits gekippt. Ironischerweise reihten sich auch viele Radfahrer in diese Diskussion ein und schimpften über Zweiräder, die auf dem Gehweg fahren oder in entgegengesetzter Richtung. Gemeint waren natürlich die E-Scooter.
Das ‘Radfahrer frei’ Problem
Tatsächlich scheint es ‘gute’ Zweiräder und ‘böse’ Zweiräder zu geben. Der E-Scooter besteht aus Metall, Kunststoff und einer Batterie. Das ist böse. Ein E-Bike hingegen besteht aus Metall, Kunststoff und einer Batterie – was eine gute Sache ist und ein wichtiger Baustein für die Mobilität von morgen.
Auf den ersten Blick ähneln sich E-Bike und E-Scooter. Beide haben einen Motor. Beim einen muss man antreten, beim anderen mittreten. Der benötigte Kraftaufwand für E-Bikes hat nicht wirklich etwas mit Bewegung oder gar Fitness zu tun. Das machen E-Scooter Fahrer durch andere Muskelpartien wett. Doch bei den Bestandteilen und dem Antrieb enden die Ähnlichkeiten auch schon. E-Scooter können maximal 20Km/h fahren, E-Bikes sind schneller. Vor allem aber gibt es ein Detail, das einen wesentlichen Unterschied macht: Das Kennzeichen. E-Scooter müssen versichert sein, E-Bikes nicht. Und wer ein Kennzeichen hat, ist nunmal ein Kraftfahrzeug. Hier liegt der kleine aber feine Unterschied. Ironischerweise ist nicht das versicherte Gefährt bessergestellt, sondern das unversicherte. Hätte man E-Bikes und E-Scooter rechtlich gleich behandelt, hätte man viele Probleme vermeiden können.

Durch das kleine Kennzeichen trennen uns Welten. Das beginnt schon bei der Wahrnehmung. Dabei müsste es gar nicht so sein. E-Scooter sollen auf Radwegen fahren. Oder auf Straßen, wenn kein Radweg vorhanden ist. E-Scooter Fahrer haben nicht nur dieselben Wege, sondern auch dieselben Ziele wie Radfahrer: Sie wollen zuverlässig und sicher durch den Straßenverkehr kommen. Sie wollen gut ausgebaute Radwege. Sie mögen keine Autos, die auf Radwegen parken oder eng vorbei fahren. Man sollte meinen, die gemeinsamen Ziele würden einen Schulterschluss der Zweiräder bedeuten. Doch weit gefehlt. E-Scooter fluten die Radwege, verursachen Fahrradstaus und sind mit ihren 20 Stundenkilometern unberechenbare Geschosse. Sie sind das Geschwisterkind, das die Radfahrer nie haben wollten und deshalb dürfen sie auch nicht mit ihnen spielen.

Selbst Institutionen wie der ADFC Frankfurt lassen sich in ihrem Twitterkanal zu unglücklich formulierten Statements über E-Scooter Fahrer hinreißen. Wer eine andere – oder gar kritische – Meinung vertritt, wird geblockt. Das eigene Netzwerk soll ja nicht mitbekommen, dass es eine Kontroverse gibt. Mit dem Slogan #MehrPlatzFürsRad ist wohl nur das Fahrrad (oder E-Bike) gemeint. E-Scooter müssen selbst schauen, wo sie bleiben.

Ähnlich scheinen das auch einige Stadtverwaltungen zu sehen. Und hier kommen wir zu einer der größten Herausforderungen der nächsten Zeit. E-Scooter sollen Radwege benutzen. So weit, so einfach. Doch was ist ein Radweg? Es gibt die blauen Schilder mit dem weißen Fahrrad. Klar: Radweg. Aber wesentlich verbreiteter ist etwas Anderes: Ein weißes Zusatzschild mit einem Fahrrad und dem Wort “frei”. “Frei” ist ein schönes Wort. Doch gilt das nicht für E-Scooter Fahrer. Im Gegenteil. Wo immer ein solches Willkommensschild für Radfahrer hängt, sind E-Scooter nicht willkommen.

Auch eine Routenplanung ist für E-Scooter schwer. Nahezu unmöglich. In Broschüren, auf Karten und den Internetseiten der Städte ist oft von ‘Radwegen’ die Rede. Ist man dann aber vor Ort, stellt sich oft heraus, dass der ‘Radweg’ gar keiner ist. ‘Radfahrer frei’ = E-Scooter unerwünscht.
Früher war eine Trennschärfe von “Radweg” und “Radfahrer frei” nicht so wichtig. Doch seit der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung hat der Unterschied eine große Relevanz. Nicht nur rechtlich, sondern auch in Sachen Sicherheit. An vielen Gefahrenstellen bietet “Radfahrer frei” eine sichere Alternative für Fahrräder. E-Scooter Fahrer hingegen scheinen nicht schützenswert zu sein. Sie sollen gefälligst in den fließenden Verkehr ausweichen.

Abhilfe könnte das Zusatzzeichen 1022-16 bringen: “Elektrokleinstfahrzeige frei”. Dieses Schild wurde im Zuge der eKFV eingeführt – aber noch sucht man es vergebens. Sollte jemand irgendwo in Deutschland dieses Schild hängen sehen, würde ich mich über einen Hinweis freuen. Ich habe es noch nirgendwo gesehen. Dafür weiß ich aber inzwischen, wo ich überall unerwünscht bin. Z.B. auf dieser Busspur in Berlin. In der Hauptstadt können Radfahrer in der Regel die Busspur nutzen. E-Scooter Fahrer hingegen müssten hier mit ihren 20 Stundenkilometern links auf die stark befahrene Mittelspur ausweichen. Für die Autofahrer ärgerlich – und für den E-Scooter Fahrer ziemlich gefährlich. Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz plant übrigens auch nicht, diesen Zustand zu ändern.
E-Scooter haben “keinen uneingeschränkt sicheren Spurlauf”. Man befürchte “eine erhöhte Unfalllage”. Daher sollen E-Scooter nicht auf die Busspur. Die stark befahrene mittlere Spur scheint für die Senatsverwaltung aber ok zu sein.
Auch plant Berlin wohl nicht, das EKF-frei Schild zu nutzen. Eine Verwendung sei “nur in eng begrenzten einzelnen Ausnahmefällen beabsichtigt”. Hierzu hatte ich natürlich Rückfragen gestellt, z.B. welche Ausnahmefälle das sind. Auf die Antwort warte ich bisher noch.

Dieser eher stiefmütterliche Umgang mit E-Scooter Besitzern überrascht mich etwas. Immerhin bin ich ja kein betrunkener Tourist, der in der City mit einem Leihscooter unterwegs ist. Ich bin ein Pendler, der seinen eigenen E-Scooter in guter Absicht nutzt: Ich möchte meinen Diesel stehen lassen und dennoch zuverlässig und sicher von der Peripherie und die Stadtmitte kommen. Da könnte man doch wenigstens in diesen Pendlerbezirken – außerhalb der Geschäftsgebiete der Leihscooter – ein Zeichen setzen. Denn gerade dort kommt es den Besitzern zugute. Denjenigen, die einen E-Scooter eher sinnvoll nutzen, so wie es eigentlich gedacht ist.
Ich bin zwar ein Bürger, ein Familienvater und ein Wähler. Aber sobald ich mit meinen Füßen auf dem Deck des E-Scooters stehe, scheine ich mich mit einem Schlag in eine unerwünschte Person zu verwandeln. Für E-Scooter Fahrer endet die Fürsorgepflicht des Staates. Ich muss selbst schauen, wo ich bleibe. Ab in die Gefahrenzone. Und wenn was passiert… tja, selbst Schuld. Warum fahre ich auch einen E-Scooter?
Das Zulassungsproblem
Tja, warum tue ich das? Ich fahre noch immer mit meinem E-Scooter, weil ich damit Autokilometer ersetzen möchte. Es ist bislang zwar erst etwas mehr als ein Monat, aber auf dem Tacho stehen schon mehr als 400 Kilometer. Die meisten davon wäre ich sonst mit dem Wagen gefahren. Zugegeben: Ein paar Fußkilometer sind aber auch dabei. Aber ich sehe für mich einen persönlichen Erfolg. Es geht. Und es geht sogar gut. Gerade die Kombination mit dem Wagen oder dem ÖPNV habe ich schätzen gelernt.

Noch bin ich einer der wenigen Besitzer eines eigenen E-Scooters. Wenn ich am Stadtrand unterwegs bin, höre ich im Vorbeifahren öfter ein “schau mal, ein E-Scooter”. Ich habe meinen Roller früh bestellt. Daher bin ich noch eine Ausnahmeerscheinung. In der Innenstadt dominieren noch die Leihscooter, denn die haben es geschafft, schnell eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) zu bekommen. Bei den Herstellern hingegen sieht es anders aus. Viele warten noch auf ihre Zulassung. Erst wenige Marken haben sie bereits – und bei denen gibt es oft längere Lieferzeiten. Aber wer die Anzeigen von Saturn oder Media Markt liest oder die Werbung von 1&1 schaut, der weiß: Der E-Scooter Markt steht kurz vor einem Dammbruch. Bald werden die Gefährte in vielen Regalen liegen. Viele werden selbst bald Besitzer eines E-Scooters sein. Stehend zu rollen wird nicht mehr absurd sein, sondern normal.
Ist das etwas Gutes? Nun, ich denke: ja und nein. Eine wichtige Frage: Welche Motivation haben die E-Scooter Käufer von morgen? Geht es ihnen um Mobilität oder doch eher um Spaß? Jeder sollte sich am besten vor einem Kauf selbst diese Frage stellen. Wie bei jedem Fahrzeug kann man den Preis und die erwartete Laufleistung gegenrechnen. Ein E-Scooter lohnt sich nur, wenn er auch genutzt wird. Alles andere wäre unökonomisch und unökologisch.
Doch richtig genutzt, kann der E-Scooter durchaus eine Bereicherung für die eigene Mobilität werden. Für viele wie mich wird der E-Scooter tatsächlich ein Fahrzeug sein. Und darin liegt meine Hoffnung: Dass wir E-Scooter Besitzer spätestens 2020 viele sein werden. Und dass die Städte und Gemeinde merken, dass es ihre Wähler sind, die sie bislang eher stiefmütterlich behandeln. Sie werden die Bedürfnisse und die Sicherheit der E-Scooter Fahrer nicht mehr ohne Weiteres ignorieren können. Und wer weiß: Vielleicht hängt ja dann an der einen oder anderen Stelle vielleicht sogar mal das Schild “Elektrokleinstfahrzeuge frei”.
Ich habe den Eindruck, so wie es die “Critical Mass” für die Fahrradfahrer gibt, tut möglicherweise ein Elektro-Tretroller Corso not, z. B. an jedem zweiten Freitag im Monat. Diesen Corso könnte mann in allen Städten stattfinden lassen, in dem die Sharing- Anbieter präsent sind.
Schön wäre es, wenn dann die Sharing-Anbieter allen Teilnehmern, die mit einem Sharing-Fahrzeug an diesem Corso teilnehmen, es als Freifahrt gewähren. Es dient ja schließlich dazu, sich für den Elektro-Tretroller einzusetzen.
Toller Artikel. Noch haben wir keine Lobby, wenn wir uns aber engagieren werden wir eine bekommen. Dieses Unverständniss rührt von Nichtwissen her. Musste in meinem ersten Urlaub mit E-Scooter erleben, daß die Gemeinde Hiddensee für die gesamte Insel ein Verbot für Elektrokleinstfahrzeuge eingeführt hat. Ordnung muss sein.Man ließt ja soviel von dem Scooter Chaos. Wenn aber 80 jährige auf ihren überall auf der Insel quer stehenden E-Bikes mit 45 Km/h über die Insel jagen und alles zur Seite springen muss ist das in Ordnung.Muss ich nicht verstehen. Dann eben kein Hiddensee mehr.
Hoffe der Damm bricht in 2020, wenn zahlreiche private E-Scooter die Strassen bevölkern. Ich jedenfalls habe mir heute meinen 2. zugelassenen Scooter geholt und werde ihn weiter tapfer benutzen, obwohl ich ( noch) angepöbelt werde.
Um heute (innerhalb der Metropole) vom Büro aus für einen Kundentermin die 4km Luftline (ca. 6km Straße pro Strecke) statt mit dem VW EA189 mit dem Roller gefahren.
Abgesehen davon dass ich so keine Parkplatzprobleme vor Ort hatte und auf dem Rückweg auch am Feierabendstau vorbeiziehen konnte:
Nach kurzem Google-Check vermute ich, dass ich dafür keine Fahrkosten abrechnen kann. Denn die gibt es nur für “Motorfahrzeuge mit Zulassung(check) und Versicherung(check) ab 25Km/h (z.B. alle Pedelecs) ZONK!”.
Wo bekomme ich eine Parkscheibe für meinen Scooter her?
(Also eine, die eine praktikable Montage erlaubt)
Hintergrund: Ich wurde auf einem Supermarkt-Parkplatz eines Frankfurter “Fachmarktzentrums” vom Sicherheitsdienst darüber aufgeklärt, dass
1) es sich bei dem Scooter um ein Kraftfahrzeug und kein Fahrrad handelt. Daher sei das Abstellen auf Fußgänger-Verkehrsflächen untersagt
2) Abstellen in Fahrradständern sei untersagt, weil explizit “für Fahrräder”
3) Ich dürfe selbstverständlich wie alle anderen KFZ ein normalen Einstellplatz nutzen.
4) Vorsichthalber sei ich darauf hingewiesen, dass der Parkraum von Firma (Name vergessen) bewirtschaftet würde. Ich müsse also eine Parkscheibe anbringen.
Unterm Strich hätte man auch sagen können “Escooter unerwünscht”. Aber dazu wollte der Herr sich wohl nicht durchringen.
Liebe Mobilitätsfreunde…
Oben wurde ja bereits erwähnt, dass am 21.9. in Berlin eine Demo für Elektrokleinstfahrzeuge stattfinden wird. Auf der Seite des Bundesverbandes gab es im Kommentarbereich schon die Frage “Warum eigentlich?”
https://electricempire.de/elektrokleinstfahrzeuge-ohne-lenkstange-fuer-den-strassenverkehr-zulassen-ja-sicher
Die Bundesverband fordert ja, dass auch andere Fahrzeuge (Monowheels etc.) fahren dürfen, ohne kriminalisiert zu werden.
Vielen sind die verschiedenen Gefährte jenseits der E-Scooter ja nicht ganz geheuer. Und ich habe das Gefühl, dass selbst E-Scooter Fahrer anfangen, so zu argumentieren, wie andere Verkehrsteilnehmer gegen E-Scooter argumentieren.
Ich selbst werde jedenfalls bei der Demo in Berlin dabei sein. Dazu habe ich etwas im Kommentarbereich des Bundesverbands geschrieben – ich denke, es passt auch hierher, denn in den vorigen Kommentaren wird auch Bezug auf den obigen Blogbeitrag genommen. Daher einfach mal hier rein kopiert. 🙂
—schnipp—
Moinmoin…
Ich kann die Fragen und die Zurückhaltung nachvollziehen. Da sind Geräte dabei, auf die ich mich vermutlich nicht stellen würde. Für mich ist ein stehendes Skateboard schon eine Herausforderung. Dennoch werde ich bei der Demo dabei sein. Denn es geht mir nicht darum, was ich gut finde oder ob ich mit einem Hoverboard fahren würde. Es geht mir darum, dass derzeit Menschen tatsächlich kriminalisiert werden, die das tun möchten. Und das doppelt. Es gibt keine Zulassung – und man darf sie nicht versichern. Fährt man ohne Zulassung, ist das eine Ordnungswidrigkeit. Fährt man ohne Versicherung, ist das eine Straftat. Das heißt, es geht an den Staatsanwalt. Und das nicht etwa, weil jemand einer anderen Person etwas genommen oder geschadet hat.
Es findet derzeit auch keine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Denn objektiv betrachtet sind die Forderungen gar nicht mal so absurd. Nehmen wir das Monowheel: Ich selbst habe zwar noch auf keinem gestanden, kenne aber einige, die es nutzen. Und ich musste feststellen, dass sie zum Teil sicherer sind als E-Scooter. Die großen Reifen sind viel besser in der Spur als die kleinen Rollerreifen. Man kann damit auch über Feldwege etc. Und die Fahrer haben die Hände frei (und könnten Zeichen geben). Zudem sind die Dinger so kompakt wie ein Aktenkoffer. Man kann sie problemlos im Bus mitnehmen.
Menschen pauschal zu belächeln und sogar zu kriminalisieren ist leider etwas, das nicht ungewöhnlich ist. In der deutschen Gesellschaft sind heutzutage manche Dinge völlig selbstverständlich, die vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten noch strafbar und undenkbar waren. Es gibt mehr Rechte für viele Gruppen. Weil man irgendwann festgestellt hat, dass die Einschränkungen und Verbote eigentlich absurd waren. Also: Auch wenn Du mich vermutlich auf keinem Monowheel antreffen wirst, werde ich dennoch dabei sein. Denn ich finde, man könnte sich mit dem Thema ruhig sachlich auseinander setzen.
Wenn jemand mit einem Gefährt umgehen kann, wenn jemand bereit ist, dafür Verantwortung zu übernehmen (auch finanziell, in Form einer Versicherung), wenn das Gefährt nicht wirklich Platz einnimmt und auch nicht wirklich gefährlich für Dritte ist – warum soll man ihm dann als Straftäter den Prozess machen? Ich finde das unfair. Und das ist ein Grund, warum ich dabei sein werde.
Ich werde aber auch aus einem anderen Grund dabei sein. Du hattest ja, glaube ich, meinen kleinen Blogbeitrag gelesen: Auch E-Scooter sind Elektrokleinstfahrzeuge. Sie sind sogar legal. Wie Du vermutlich weißt, bin ich ein Pendler und ich nutze so ein Gefährt. Und obwohl ich einen zugelassenen E-Scooter habe, meine Versicherung bezahle, brav nach Vorschrift fahre, habe ich das Gefühl, von der eigenen Stadt wie ein Aussätziger behandelt zu werden. Die Senatsverwaltung blendet E-Scooter derzeit aus. Sie setzt mich im Straßenverkehr sogar Gefahren aus. Und das scheinbar bewusst. Denn ich habe auf Bereiche hingewiesen, bei denen ein blaues Radwegsschild (statt des weißen „Radfahrer frei“) oder sogar ein „Elektrokleinstfahrzeuge frei“ E-Scooter Fahrer vor Risiken bewahren würde. Der Senatsverwaltung scheint das egal zu sein. Sie hat scheinbar nicht vor, daran in nächster Zeit etwas zu ändern. Und das, obwohl absehbar ist, dass es bald nicht nur Leihscooter geben wird, sondern viele Bürgerinnen und Bürger mit so einem Fahrzeug unterwegs sein werden. Auch das ist ein Grund, warum ich dabei sein werde. Mein persönliches Ziel: Ich möchte, dass wir „Zeichen setzen“ (#Zeichensetzen) – und zwar in Form des Zusatzschildes ‚Elektrokleinstfahrzeuge frei‘. Ich möchte wirklich sehen, dass man uns wahrnimmt und dass auch die Stadt bereit ist, uns wie Verkehrsteilnehmer zu behandeln.
Gründe gibt es für mich also einige. Ich hoffe, dass andere Menschen das auch so sehen.
Danke und Grüße,
Cliff
Sehr gelungene Darstellung. Ich hoffe auch, dass die öffentliche Meinung/ mediale Berichterstattung es in Zukunft noch schafft, den Unterschied zwischen den Leihscootern und der privater Nutzung zu erkennen.
Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten für einen E-Scooter. Für mich bedeutet er ganz einfach Lebensqualität. Durch meine Rheumaerkrankung bin ich schlecht zu Fuß unterwegs. Ein E-Scooter wird es mir ermöglichen, für mich „längere“ Wege unabhängig und flexibel zurückzulegen, ohne dass mir danach die Gelenke schmerzen. Das bedeutet, dass ich wieder aktiver am Familienleben teilnehmen kann.
Danke… Ja, das hoffe ich auch. Ich habe derzeit tatsächlich das Gefühl, dass sich mehr Beiträge dem Thema auf der sachlichen Ebene nähern. Nur ein Gefühl. Zumindest, was die Stimmungslage bei Twitter betrifft. Für mich ein kleiner Indikator, der optimistisch stimmt.
Ich finde: Sehr gut gebrüllt.
Schade, dass das Image von E-Scootern von den Medien in Nullzeit totberichtet wurde.
Dass diese Leute eine Verantwortung im Rahmen ihrer Berichterstattung haben, scheint ihnen meist nicht bewusst zu sein.
Ändern werden wir das wohl leider nicht.
Ich hoffe nach wie vor darauf, dass in absehbarer Zeit der First to market Effekt für die kommerziellen Verleiher abebbt, damit die Schwemme der Verleihscooter auf ein vertretbares Maß abimmt und damit ähnlich wie bei den Verleihfarrädern der große Hype verschwindet.
Damit bekommen wir vielleicht auch wieder ein wenig unaufgeregtere Berichte und ein sinnvolles Augenmaß. Sowohl bei Pro als auch bei Con.
Denn unvernünftig nutzen kann man jedes Verkehrsmittel und die Grenzen sind fließend.
Sagt ein e-Scooter Pendler. Der das Ding aber auch – und wieso auch nicht – in der Freizeit nutzt. Ich glaube das ist kein Stigma.
Eine schöne und sachliche Zusammenfassung, vielen Dank.
Die Gesamtlage (Aussenwahrnehmung, escooter Modelle für Privat etc) kann nur besser werden.
Die dargestellten Reaktionen der Fahrradclubs empfinde ich als frappierend unvernünftig.
Im Twitterkanal des ADFC Frankfurt (@adfc_ffm) werden Nutzer reihenweise geblockt, die eine andere Meinung vertreten oder kritisch nachfragen. Selbst Journalisten. Es ist gut möglich, dass es einfach ein Admin ist, der Tweets unglücklich formuliert und bei Reaktionen etwas überfordert ist (Twitter ist ja eigentlich ein Dialog-Medium). Möglicherweise entspricht das nicht der Grundhaltung des gesamten ADFC Frankfurt oder gar des ADFC überhaupt (hier hört man ja vom Bundesverband der Elektrokleinstfahrzeuge, dass es sogar eine konstruktive Zusammenarbeit gibt). Aber leider twittert diese Person als ADFC Frankfurt und ist somit quasi Stimme und Sprecher des ADFC. Ich persönlich finde das sehr schade, denn der Slogan #MehrPlatzFürsRad könnte eigentlich ein gemeinsames Ziel sein.
Also ich fahre jeden Tag mit Lime (+ 50% N26 Rabatt) von Pankow bis nach Kreuzberg ins Office.
Keinerlei Probleme – auch nicht auf dem Radweg und es macht Spaß :))))) Die BVG (Land Berlin) kann mich mal! 🙂
50% Rabatt sind ne Ansage. Nicht schlecht. Ja, Richtung Kreuzberg gibt es tatsächlich “echte” Radwege. Aber es gibt auch noch viele Gefahrenstellen für E-Scooter – z.B. eben Busspuren (wie Leipziger Straße/Gertraudenstraße). In der Peripherie wird es da schon schwieriger. Anstelle von Radwegen hat man sich da oft mit “Radfahrer frei” beholfen – was für Radfahrer keinen Unterschied macht, für E-Scooter aber eben schon.
bye the way.
Schöner Artikel 🙂 Gerne mehr davon. Finde ich dufte was ihr hier macht. 🙂
Achso! Sind hier noch mehr aus Berlin?
Lasst mal nen Meetup machen 😀 Hab zwar noch keinen eigenen Roller aber stehen ja einige rum.
Oh ja 🙂 Natürlich gibt es auch gefährliche Orte zbsp. Alexanderstr. ecke Otto-Braun-Str. in Richtung Alexa oder auch natürlich Fahrraduser 🙂 Einige sind nicht mal im Stande geradeaus zu fahren 😀 oder fahren abrupt auf oder von dem Radweg usw ^^ Ich hatte auch schon die Situation das ich auf einmal ganz alleine vor der roten Ampel stand 😀 – alle Fahrraduser wurden von der Polizei rausgezogen. Das übliche halt: bei rot über die Ampel, Schlangenlinien fahren. Die Polizei lobt sogar die Sharing Geräte! Weil immer Licht, funktionierende Bremsen etc. Kein Witz.
Immer ganz funny hier durch die Gegend zu rollern 😁 🛴💨
Warten wir es ab 🙂 der öffentliche Verkehr wird sich noch mehr ändern-auch im Bewusstsein. Die Sharing – Anbieter sind nämlich auch noch nicht fertig.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/kein-rasendes-problem-nicht-der-e-scooter-ist-pervers-sondern-die-situation-in-der-er-faehrt/24948692.html
ps
ich vermisse ja die Diskussion überall zum Thema, die ABE und die ganze Überregulierung hier!!!! Man kann nämlich auch alles kaputtmachen! Da hilft auch kein “schön quatschen” Ich denke die Importeure/Händler können auch ein Lied von singen. Das sind fucking ROLLER!! Kein Panzer oder ähnliches!