Juicer, Charger, Hunter und Ranger in Deutschland

Juicer, Charger, Hunter und Ranger in Deutschland

1. Juli 2019 1 Von EScooterBlog

Sie nennen sich Juicer, Ranger, Hunter oder auch Charger – die Leute, die die Leih-E Scooter der Sharing Anbieter abends einsammeln, wieder aufladen und dann frühmorgens (möglichst voll aufgeladen) wieder auf die Straßen bringen. Dies geschieht mit Hilfe einer Smartphone-App, die angemeldeten Aufladern anzeigt, wo E Scooter mit niedrigem Ladestand stehen, die man aufsuchen und einsammeln kann – ein Smartphone ist für diese Tätigkeit also zwingend erforderlich.

Tipp: In der neuen Facebook Gruppe “Juicer, Charger, Hunter und Ranger Deutschland” hast Du die Möglichkeit, dich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Tipps und Tricks zum Thema Aufladen weiterzugeben und mehr: „Hier“.

Das Einsammeln, Aufladen und wieder Ausliefern der Scooter ist natürlich mit einigem logistischen Aufwand verbunden – andererseits lässt sich das Problem kaum anders lösen, da die Leihscooter nun mal eine begrenzte Akkukapazität haben und regelmäßig geladen werden müssen. Außerdem können die Mieter den E Scooter in der Regel an einem beliebigen Ort innerhalb eines jeweiligen Geltungsbereichs abstellen – dies wiederum bedeutet, dass die Fahrzeuge von irgendwem auch wieder eingesammelt werden müssen.

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VOI Hunter bei der Arbeit

Die Sharing Anbieter stellen dazu Leute ein, die diesen Job in aller Regel nebenberuflich ausüben. Personen, die diesen Job übernehmen, werden von den Sharing Anbietern unterschiedlich bezeichnet: Der weltweit größte Anbieter „Lime“ bezeichnet sie als „Juicer“, „Bird“ nennt sie „Charger“, „Tier“ spricht von „Scooter Rangern“, und „Voi“ von „Huntern“. Auch wenn das Tätigkeitsfeld in allen Fällen ungefähr dasselbe ist, so gibt es bei den einzelnen Sharing-Anbietern durchaus Unterschiede, was Konditionen und Anforderungen angeht.

Da dieses Tätigkeitsfeld relativ neu ist, finden sich zu den jeweiligen Vertragsbedingungen nur recht wenige Infos im Netz. Die Anbieter selbst machen auf ihren Webseiten meist nur relativ wage, allgemein gehaltene Angaben – wobei es auch positive Ausnahmen gibt, wie z.B. TIER. Genaue Angaben zur Vergütung fehlen meist völlig. Wir haben uns deshalb die Mühe gemacht, die derzeit frei zugänglichen Informationen zu den, derzeit in Deutschland tätigen, E Scooter Sharing-Anbietern zusammenzustellen.

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Tier Ranger App

TIER – Ranger

Bei TIER erhalten die „Ranger“ monatlich 450,- Euro, sie werden angestellt im Rahmen von Minijobs bzw. Werkstudentenjobs (Teilzeitstellen). Laut Angaben des Unternehmens besteht die Aufgabe eines Rangers darin, die E Scooter zu suchen und zum jeweiligen TIER Warehouse zu transportieren. Dazu müssen die Ranger ihre eigenen Autos, Vans, SUVs oder Cargo-Bikes nutzen. Das bedeutet, man sollte über einen Führerschein verfügen, was aber nicht für Cargo-Biker gilt. Die Anzahl der gefunden und nicht gefundenen Scooter muss an TIER übermittelt werden. Das gilt auch für relevante Daten zu nicht aufgefundenen Fahrzeugen.

Weitere Vorgaben: Man muss mindestens 18 Jahre alt und an mindestens 2-3 Tagen in der Woche verfügbar sein. Während der Arbeit muss man die TIER Farben tragen und man sollte darauf Acht geben, die Marke durch möglichst vorbildliches Verhalten zu repräsentieren (die genannten Konditionen beziehen sich beispielhaft auf TIER Jobangebote in Düsseldorf, NRW).

Quelle: https://www.tier.app/de/

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Lime App

LIME – Juicer

Als LIME „Juicer“ hat man die Aufgabe, LIME E Scooter mit niedrigem Ladestand abends mit Hilfe einer App einzusammeln und über Nacht zuhause aufzuladen (in Wien werden derzeit alle Lime Scooter mit weniger als 50% Akkuladung ab 21 Uhr freigeschaltet und können dann eingesammelt werden). Am nächsten Morgen muss man die Scooter dann wieder an die sog. „Limehubs“ verteilen (in Wien muss dies bis 7 Uhr morgens geschehen sein, sonst gibt es finanzielle Abzüge) Auch bei LIME wird erwartet, dass man zum Transport der Scooter sein eigenes Fahrzeug verwendet.

Es gibt bei LIME keine vorgegebene Mindestmenge an Scootern, die geladen werden müssen – man entscheidet selbst, wann, wo und wie viel man arbeitet.

Im Gegensatz zu TIER gibt es bei LIME somit auch kein Festgehalt, man wird pro geladenen Roller bezahlt. Die Bezahlung erfolgt täglich.

Wichtig: Im Rahmen der Online-Anmeldung als Juicer wird man aufgefordert, das persönliche GEWA-Zertifikat hochzuladen. Selbstständige müssen eine Gewerbeanmeldebescheinigung vorlegen. Falls man keine entsprechenden Unterlagen hat, muss man sich bei der örtlichen Handelskammer registrieren lassen.

Über die Bezahlung pro aufgeladenen Roller finden sich auf der LIME Webseite keinerlei Angaben – Genaueres erfährt man erst, wenn man sich anmeldet.

Wir wissen aber, dass man in Österreich (Wien) etwas 5 Euro für jeden geladenen Scooter erhält. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Bezahlung in Deutschland ähnlich sein dürfte.

Von LIME selbst erfährt man nur, dass sich „die Berechnung der Vergütung der Juicer nach der Anzahl der aufgeladenen Scooter und dem Ladezustand der jeweiligen Fahrzeuge richtet.“ Als Juicer habe man die Möglichkeit im Voraus zu sehen, was man an einem Scooter, den man zum Aufladen ausgewählt hat, verdienen wird.

Das Mindestalter für Juicer liegt bei 18 Jahren.

Quelle: https://web.limebike.com/juicer

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VOI Hunter

VOI – Hunter

Auch als Voi „Hunter“ kann man sich über eine App die Voi-E Scooter mit niedrigem Ladestand in der Umgebung anzeigen lassen. Diese muss man dann an einen sicheren Ort bringen und dort voll aufladen. Am nächsten Morgen müssen die Scooter dann an festgelegte Orte in der jeweiligen Stadt verteilt werden.

Voi arbeitet zum Aufsammeln und Laden der Scooter mit kompletten Unternehmen, den sog. „Business Huntern“, aber auch mit Einzelpersonen zusammen – diese werden als „Freelance Hunter“ bezeichnet. Als „Freelance Hunter“ arbeitet man freiberuflich und erhält für jeden aufgeladenen Scooter einen bestimmten Betrag. Genaue Angaben zur Bezahlung und Konditionen fehlen allerdings völlig. Im Rahmen der Online-Bewerbung erfährt man, ob Voi seinen Service in der jeweiligen Stadt bereits anbietet.

Auch als Voi Hunter muss man mindestens 18 Jahre alt sein.

Quelle: https://www.voiscooters.com/de/hunter/

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CIRC – Fleet Support

Beim Startup CIRC werden Personen, die sich um das Einsammeln und Aufladen der Scooter kümmern, als „Fleet Support“ bezeichnet. Auch hier besteht die Möglichkeit, sich direkt online zu bewerben – sofern CIRC seinen Service schon in der jeweiligen Stadt anbietet.

Bei CIRC wird offenbar nicht pro geladenem Roller bezahlt, sondern man wird im Rahmen einer Teilzeitstelle eingestellt – laut Webseite des Unternehmens gibt es allerdings auch Aufstiegsmöglichkeiten. Der Tätigkeitsumfang scheint aber dafür auch ein wenig über den bei anderen Sharing-Anbietern hinauszugehen, da man bei CIRC nicht nur fürs Einsammeln und Aufladen, sondern auch für kleinere Wartungsarbeiten zuständig ist und Kontrollen durchführen muss. Wenn man beim CIRC Fleet Support beschäftigt ist, müssen folgende Tätigkeiten erledigt werden:

Man muss sich um die Flash Scooter Flotte kümmern, sowohl auf der Straße als auch im Lager. Das bedeutet, abends müssen die Scooter eingesammelt und am Morgen wieder an die verschiedenen Standorte ausgeliefert werden. Dies geschieht per Lieferwagen – offenbar muss man hier kein eigenes Fahrzeug nutzen (?). Darüber hinaus müssen Vorfälle auf der Straße an CIRC gemeldet und tagsüber sichergestellt werden, dass sich die Scooter an den richtigen Stellen befinden. Zum Job gehört auch, im Lager Sicherheitsüberprüfungen und kleinere Reparaturen an den Rollern durchzuführen. Außerdem müssen Daten für Wartungsprotokolle erfasst und an das Team übermittelt werden.

Voraussetzungen für den Job sind ein Mindestalter von 18 Jahren, ein gültiger B-Führerschein sowie ein Schulabschluss. Erfahrung als Fahrer/Lieferant ist von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.

Der bekannte kalifornische Sharing-Anbieter BIRD ist derzeit übrigens noch nicht in Deutschland vertreten.

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VOI Hunter mit Lasten E Bike

Fazit: Juicer, Charger, Hunter und Ranger

Das Einsammeln, Aufladen und Ausliefern von Miet-E Scootern ist eine völlig neue Möglichkeit um Geld zu verdienen. Meist arbeitet man als Auflader selbstständig, andere Anbieter bieten auch Teilzeitstellen an.

Vorteile beim „Juicen“ oder „Chargen“ sind eine freie Zeiteinteilung und flexible Arbeitszeiten – bei Anbietern wie Lime arbeitet man als Selbstständiger und braucht nur dann zu arbeiten, wenn man sich etwas dazu verdienen will. Allerdings dürften die Arbeitszeiten früh morgens und spät abends nicht jedermanns Sache sein. Und um auf einen akzeptablen Stundenlohn zu kommen, muss man schon recht viele Roller in kurzer Zeit einsammeln. Allerdings gibt es durchaus Menschen, die den Job als Herausforderung betrachten und großen Spaß am „Jagen“ der E Scooter haben.

Wenn man für Anbieter wie LIME selbstständig tätig ist, sollte man auch beachten, dass man alle Risiken und Kosten trägt, die mit dieser Tätigkeit einhergehen. Z.B. fallen Kosten an fürs Transportieren (beispielsweise Spritkosten, wenn man die Tätigkeit via PKW ausführt), aber auch für Steuern, Versicherung und eventuelle Schäden, die man an den Scootern verursacht hat. Das Aufladen der Scooter selbst ist dagegen sehr günstig und beträgt nur ca. 10 Cent pro Fahrzeug.

Leben kann man von diesen Jobs sicher nicht, sie sind definitiv eher als Nebentätigkeit geeignet.

Was man auch nicht vergessen darf ist, das „Juicen“ oder „Chargen“ körperlich recht harte Arbeit ist. Man steht oftmals unter Zeitdruck und es benötigt schon etwas Übung, mehrere E Scooter gleichzeitig zu einem Aufladeort zu transportieren (wenn man keinen PKW zur Verfügung hat). Andererseits kann man diese Tätigkeit auch als eine Art Sport ansehen, für den man auch noch bezahlt wird.

Tipp: Wenn du selbst „Juicen“ oder „Chargen“ möchtest (oder bereits ein Auflader bist), können wir dir die neu gegründete Facebook-Seite „E Scooter Juicer, Charger, Hunter und Ranger Deutschland“ empfehlen. Dort steht das neue Berufsfeld der E Scooter Auflader im Fokus. Die Gruppe richtet sich gleichermaßen an Profis und Anfänger. Du hast dort die Möglichkeit, dich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Tipps und Tricks zum Thema Aufladen weiterzugeben etc. „Hier“.