
Schweiz: Lime zieht über 500 E Scooter nach Unfällen zur Überprüfung ein
Bis vor kurzem waren in den Schweizer Städten Zürich und Basel rund 550 Elektroroller des amerikanischen Sharing-Anbieters Lime im Einsatz. Nach einer Serie von Unfällen sah sich das Unternehmen jetzt leider gezwungen, sämtliche Roller, die sog. E-Trottinette, zur vorläufigen Überprüfung aus dem Verkehr zu ziehen. In Zürich waren die Lime „E-Trottis“, die man per App freischalten kann, seit dem Sommer 2018 unterwegs, in Basel dagegen seit letztem Herbst.
Hinweis von unserer Seite: Bei den betroffenen Elektrorollern handelt es sich offenbar um das Modell „Ninebot“ des Herstellers Segway, das mit einer Software Bremse ausgestattet wurde.
Eigentlich galten die Lime Elektroroller bzw. „Trottis“ bislang als sehr zuverlässig und robust. Was war passiert?
Offenbar hat es eine Reihe von Fällen gegeben, bei denen die Vorderbremse in voller Fahrt urplötzlich blockierte. Es kam zu einigen schweren Unfällen, nach denen manche Trotti-Fahrer sogar ins Krankenhaus mussten. Schuld war höchstwahrscheinlich ein Softwareproblem.
Momentan sind mindestens 3 Vorfälle bekannt, bei denen es aufgrund dieser Fehlfunktion zu Verletzten kam. So berichtet z.B. ein Basler Arzt, dass er Anfang November 2018 mit seinem Trotti durch Basel fuhr, als plötzlich die Tacho-Anzeige ausfiel. Kurz darauf blockierte plötzlich die Vorderbremse – der Arzt flog durch die Luft und landete unsanft, wobei er sich den linken Ellbogen brach.
Ähnliches berichtet ein Computerfachmann aus Zürich, der Ende Oktober 2018 einen schweren Unfall mit einem Lime-Elektroroller hatte. Auch er berichtet, dass plötzlich das Display ausfiel und kurz darauf die Bremsen bei voller Fahrt blockierten. Bei dem nachfolgenden Sturz kugelte sich der Mann die Schulter aus.
Bei einem dritten Vorfall Ende November in Basel kam es zu einem weiteren Sturz, nachdem urplötzlich die Bremsen blockiert hatten. Hier kam es glücklicherweise „nur“ zu Schürfwunden.
Die Vorfälle wurden übrigens durch das Schweizer Nachrichtenpersonal „watson“ aufgedeckt. Mittlerweile sind noch einige andere Fälle bekannt geworden, bei denen plötzlich in vollem Tempo das Vorderrad blockierte.
Interessant ist, dass alle dokumentierten Fälle dasselbe Muster aufweisen. Es scheint sich also keineswegs um Einzelfälle zu handeln, offenbar liegt hier ein genereller Produktfehler vor.
Lime Scooter räumt Vorfälle ein
Roman Balzan, der Sprecher des amerikanischen Sharing-Giganten in der Schweiz, hat die Vorkommnisse mittlerweile bestätigt. Lime reagierte und hat alle E-Trottis, die in Zürich und Basel auf den Straßen waren, eingezogen. Das bedeutet, dass rund 500 Trotti-Elektroroller in die Werkstatt mussten, wo jedes einzelne Fahrzeug und die Software überprüft werden soll. Tatsächlich kann man über die Lime-App inzwischen keine E-Trottis in der Schweiz mehr ausleihen.
Momentan sind Software-Teams aus der Schweiz und den USA damit beschäftigt, die eingezogenen Elektroroller genauestens unter die Lupe zu nehmen. Inzwischen gibt es laut Roman Balzan übrigens eine erste Vermutung, was die Unfallursache betrifft: Es deutet einiges darauf hin, dass ein Software-Update die Diebstahlsicherung ausgelöst hat. Das Unternehmen sei zuversichtlich, dass man bald eine Lösung finden werde und die E Scooter wieder freigeben kann. Aber Sicherheit gehe in jedem Fall vor.
Baugleiche Lime E Scooter (Modell „Ninebot“ von Segway) werden übrigens nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Wien, Warschau und Lissabon eingesetzt. Aber auch in diesen Städten sollen alle jetzt alle Scooter genauestens überprüft werden.
Wir hoffen, dass Lime dieses Problem schnell in den Griff bekommt, da wir im E Scooter Sharing ein zukunftsweisendes Konzept sehen, dass die urbane Mobilität komplett revolutionieren könnte. Es wäre sehr schade, wenn Teile der Öffentlichkeit aufgrund derartiger Vorfälle das Vertrauen in E Scooter-Sharing verlieren sollten. Lime hatte bereits neue E Scooter Modelle angekündigt.