
Ninebot ES2 und Xiaomi M365 im Test und Vergleich
Der Ninebot ES2 by Segway und der Xiaomi M365 sind zwei Elektroroller, die vor allem deshalb recht bekannt sind, weil beide Modelle gerne von E Scooter Sharing Diensten genutzt werden. Mittlerweile können beide Modelle hierzulande aber auch für den Privatgebrauch gekauft werden, und zwar zu ausgesprochen günstigen Preisen: Den Ninebot ES2 gibt es bereits für unter 500,- Euro, den Xiaomi M365 sogar schon für deutlich weniger als 400,- Euro. Wenn man ein wenig recherchiert stellt man übrigens recht schnell fest, dass beide Scooter vom selben Hersteller angefertigt werden – nämlich vom chinesischen Unternehmen Ninebot Inc. – dem Unternehmen, das im Jahre 2015 die amerikanische Segway Inc. übernahm.
Typische E Scooter der Sharing Anbieter
Generell muss davon ausgegangen werden, dass Sharing E Scooter besonders hohen Anforderungen ausgesetzt werden und deshalb besonders robust sein sollten – immerhin werden entsprechende Fahrzeuge voraussichtlich sehr viel benutzt und man muss leider damit rechnen, dass manche Fahrer nicht gerade pfleglich mit den E Scootern umgehen. Außerdem sollten Sharing E Scooter wartungsarm sein, eine möglichst hohe Reichweite haben und außerdem leicht zu bedienen sein.
Wir haben beide Modelle, den Ninebot ES2 und den Xiaomi M365 ersten Tests unterzogen und kamen dabei zu der Bewertung, dass es sich bei beiden Fahrzeugen um durchaus empfehlenswerte und robuste Elektroroller handelt, trotz des günstigen Preises.
Doch welcher von beiden E Scootern ist der bessere?
Vorab muss gesagt werden, das sich diese Frage gar nicht so einfach beantworten lässt, da sich beide Modelle in vielerlei Hinsicht ziemlich ähnlich sind – nicht nur optisch. Damit Ihr eine bessere Vergleichbarkeit habt, haben wir die technischen Parameter und die wichtigsten Testergebnisse beider Elektroroller einmal direkt gegenübergestellt:
Ninebot ES2 & Xiaomi M365 Vergleich
Motorleistung & Höchstgeschwindigkeit
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Ausgangsleistung 300W. Höchstgeschwindigkeit 25 Km/h. | 250W Motor / Maximalleistung 500W. Höchstgeschwindigkeit 25 Km/h. |
Maximale Steigung
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
10° | 15° |
Akku & Reichweite
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
187Wh Akku. Reichweite (laut Herstellerangaben) bis zu 25 km. Ladezeit 3,5 Stunden. Hinweis: Durch Hinzufügen eines optionalen zweiten Akkus soll sich die Reichweite sogar auf bis zu 45 km steigern lassen. | 280Wh Akku. Reichweite (laut Herstellerangaben) 20-25 km / im Eco-Modus sogar bis zu 30 km. Ladezeit ca. 3 Stunden (laut anderen Angaben aber bis zu 5,5 Stunden). Kein Zusatzakku verfügbar. |
Gewicht
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
12,5 kg. | 12,5 kg. |
Bremsen
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Elektrische Vorderradbremse mit Antiblockiersystem, mechanische Fußbremse hinten. | Elektrische Vorderradbremse mit Antiblockiersystem, mechanische Scheibenbremse hinten. |
Energierückgewinnung (Rekuperation)
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Ja (an der Vorderradbremse). | Ja (an der Vorderradbremse). |
Display
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
LED Anzeige am Lenker zeigt Tempo, Ladestand und Power-Modus an. | Kein Display vorhanden. Vier LEDs in Lenkermitte zeigen den Ladestand an. |
Stoßdämpfer
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Vorderrad- und Hinterradstoßdämpfer. | Keine Federung, aber die luftgefüllten 8,5“ Reifen federn Unebenheiten ganz gut ab. |
Bereifung
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Hartgummi- bzw. Vollgummireifen. | Luftreifen. |
Beleuchtung
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
LED Vorder- und Rücklicht (inkl. Bremslicht). Individuell einstellbare Unterbodenbeleuchtung, | LED Vorder- und Rücklicht (inkl. Bremslicht). Keine Unterbodenbeleuchtung. |
Tempomat-Funktion
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Ja | Ja |
Smartphone App
Ninebot ES2 | Xiaomi M365 |
Ja | Ja |
Ninebot ES2 & Xiaomi M365 im Fahrtest
Fahrverhalten
Wir haben sowohl den Ninebot ES2 als auch den Xiaomi M365 einem ausführlichen Praxistest unterzogen – und zwar auf unterschiedlichem Terrain und von Testfahrern in verschiedenen Gewichtsklassen. Trotz der prinzipiell recht großen Ähnlichkeit zwischen beiden E Scootern konnten wir doch einige Unterschiede im Fahrverhalten feststellen.
Was sofort auffiel war, dass man auf dem Ninebot, trotz Stoßdämpfern vorn und hinten, auf unebenem Untergrund ziemlich stark durchgeschüttelt wurde. Beim Xiaomi war das Fahrverhalten auf unebenen Wegen und Kopfsteinpflaster wesentlich angenehmer – obwohl dieses Modell gar keine Federung hat. Die Ursache für diesen Umstand dürfte zweifellos auf die unterschiedliche Bereifung zurückzuführen sein – der Ninebot hat nämlich Hartgummireifen, der Xiaomi luftgefüllte Reifen. Offenbar reichen die Luftreifen des Xiaomi aus, um die fehlende Federung komplett zu kompensieren.
Aber auch was das Fahrverhalten in Kurven angeht, konnte der Xiaomi deutlich besser abschneiden als der Ninebot. Dies dürfte ebenfalls zu einem großen Teil auf die Luftreifen zurückzuführen sein, aber auch auf den Umstand, dass beim Ninebot der Akku in der Lenkerstange, beim Xiaomi dagegen unter dem Trittbrett angebracht wurde. Offenbar scheint der Ninebot ES2 deshalb nicht ganz so gut ausbalanciert zu sein.
Reifen
Hinzu kommt, dass die Hartgummireifen des Ninebot bei regennassen Straßen z.T. manchmal ein wenig dazu neigten, zur Seite wegzurutschen – auch hier schlugen sich die Luftreifen des Xiaomi deutlich besser. Es soll aber nicht verheimlicht werden, dass Luftreifen natürlich deutlich anfälliger sind als Hartgummireifen – und tatsächlich wurde in so einigen Xiaomi M365 Testberichten im Internet bereits davon berichtet, dass sich die Testfahrzeuge schon nach kurzer Zeit einen Platten eingefangen hatten. Und das Wechseln des Vorderrads ist beim Xiaomi ziemlich schwierig, da darin der Motor verbaut ist. Das Aufpumpen des Reifens ist ebenfalls nicht gerade einfach, aber immerhin wird ein passender Adapter gleich mitgeliefert.
Motorleistung
Insgesamt kam uns der Xiaomi auch ein wenig kraftvoller vor, was sich insbesondere bei Steigungen bemerkbar machte – hier waren die Unterschiede aber wirklich nur marginal.
Reichweite
Was die Reichweite der beiden E Scooter angeht, so scheint diese bei beiden Modellen in etwa gleich zu sein und bei ungefähr 18-20 km zu liegen – trotz unterschiedlicher Akkus und Motoren. Die Herstellerangaben von bis zu 25 km bzw. 30 km scheinen im Praxisgebrauch doch eher unrealistisch zu sein. Beim Ninebot ES2 gibt es allerdings den grundsätzlichen Vorteil, dass man einen zusätzlichen Akku an der Lenkerstange anbringen kann, wodurch sich die Reichweite im Prinzip verdoppeln lässt. Diese Option gibt es beim Xiaomi nicht.
Verarbeitung
Beide Elektroroller machten auf uns einen robusten Eindruck, insbesondere die großen Schweißnähte am Xiaomi sprechen für eine sehr solide Verarbeitung. Manche User könnten sich evtl. daran stören, dass einige Kabel beim Xiaomi außen verlaufen und z.T. nicht in den Rahmen integriert wurden – dies ist beim Ninebot ES2 nicht der Fall.
Klappmechanismus
Selbstverständlich lassen sich beide Elektroroller kompakt zusammenfalten. Dies klappte auch bei beiden Rollern problemlos, wobei es beim Xiaomi vielleicht noch ein klein wenig leichter ging. Man sollte auch beachten, dass der Xiaomi im gefalteten Zustand mit 106-108 cm ein klein wenig kürzer ist als der Ninebot mit 113 cm – dies hört sich nicht nach viel an, kann aber schon einiges ausmachen, wenn man den Scooter auf engem Raum verstauen will, z.B. im Kofferraum eines Kleinwagens.
Bremsen
Was die Bremsen angeht, so gibt es bei beiden Modellen ein paar gewichtige Unterschiede. Beim Xiaomi wird die Hinterradbremse über einen Bremshebel am Lenker betätigt. Die elektrische Vorderradbremse dagegen aktiviert sich, sobald man den Bremshebel loslässt – dabei kann die Stärke, mit der gebremst wird, über die App individuell eingestellt werden. Dies kann sich, je nach Einstellung, ein wenig ungewöhnlich anfühlen – wir empfehlen deshalb unbedingt, das Bremsverhalten des Xiaomi zuerst in etwas niedrigeren Geschwindigkeiten anzutesten, bevor man richtig Gas gibt.
Die Hinterradbremse des Ninebot ES2 dagegen ist sehr einfach gehalten und wird aktiviert, indem man auf das Hinterrad-Schutzblech tritt – bei diesem Modell ist die Vorderradbremse also definitiv die Hauptbremse, während die Hinterradbremse bestenfalls als Hilfsbremse angesehen werden kann. Übrigens: Auch beim Ninebot lässt sich die Stärke der Rekuperation über die App einstellen – hier sollte man beachten, dass der Motor in der höchsten Stufe ziemlich abrupt abbremst.
Ob man die Bremsen des Xiaomi oder des Ninebot bevorzugt, dürfte in erster Linie Geschmackssache sein – manche Fahrer schwören auf Hinterradbremsen, die sich per Fuß aktivieren lassen, andere benutzen solche Bremsen so gut wie gar nicht.
Bedienung
Was die Bedienbarkeit angeht, so sind beide E Scooter auf die absolut wesentlichen Elemente reduziert – gerade bei Elektrorollern, die häufig als Sharing Modelle eingesetzt werden, sollte dies auch so sein. Schließlich sollten Fahranfänger keine Probleme bekommen. Im Prinzip haben beide Roller nur einen einzigen Bedienknopf, wobei die Funktion eigentlich selbsterklärend ist. Über den Bedienknopf lassen sich beide Scooter nicht nur ein- und ausschalten, man kann auch den gewünschten Fahrmodus einschalten. Hier sollte erwähnt werden, dass der Xiaomi M365 nur 2 Fahrmodi hat (18 Km/h + 25 Km/h), beim Ninebot ES2 gibt es einen Fahrmodus mehr (15Km/h + 20 Km/h + 25 Km/h).
Beide Modelle müssen übrigens zunächst ein wenig angeschoben werden, bevor sich der Motor aktivieren lässt – eine gute Sache, weil dadurch ungewollte Fehlstarts vermieden werden. Beiden Scootern gemeinsam ist auch ein Tempomat, der sich via App einschalten lässt – in diesem Fall halten die Roller die Geschwindigkeit, wenn man den Gashebel für ein paar Sekunden in derselben Position hält. Sobald man den Gashebel erneut betätigt oder die Bremse aktiviert, schaltet sich der Tempomat wieder ab. Dies ermöglicht ein entspanntes Fahren bei etwas längeren Strecken.
Ninebot ES2 und der Xiaomi M365 Fazit:
Auch wenn sich der Ninebot ES2 und der Xiaomi M365 in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich sind und sogar vom selben Hersteller produziert werden, so gibt es bei genauerem Hinsehen doch einige deutliche Unterschiede.
Was das Fahrverhalten angeht, hat der Xiaomi mit seinem, unter dem Trittbrett verbauten, Akku und den Luftreifen ganz klar die Nase vorn. Auf unebenem Untergrund und Kopfsteinpflaster fährt sich dieses Modell deutlich angenehmer. Beim Ninebot ES2 dagegen wird man auf unebenen Straßen z.T. ganz schön durchgeschüttelt, was natürlich an dessen Hartgummireifen liegt – da kann auch die Federung vorn und hinten nicht mehr viel ausrichten. Andererseits kann man sich mit Luftreifen auch mal einen Platten einfangen – und gerade beim Xiaomi M365 scheint dies, wenn man diversen Online-Testberichten Glauben schenkt, gar nicht mal so selten vorzukommen. Bei den Vollgummireifen des Ninebot dagegen ist ein platter Reifen natürlich ausgeschlossen – aber dafür gibt es halt Abstriche bei den Fahreigenschaften. Zum Fahrverhalten kann man abschließend sagen: Wer besonderen Wert legt auf gute Fahreigenschaften und auch auf holprigen Wegen noch angenehm fahren möchte, sollte sich für den Xiaomi M365 entscheiden. Wer dagegen Wert legt auf Robustheit und keine Lust hat auf komplizierte Reifenwechsel, sollte den Ninebot ES2 vorziehen.
In Sachen Ausstattung dagegen hat der Ninebot ES2 ganz klar die Nase vorn – hier ist z.B. das Display mit Geschwindigkeitsanzeige zu nennen, das beim Xiaomi fehlt. Außerdem ist der Ninebot mit einer (per App individuell einstellbaren) Unterbodenbeleuchtung ausgestattet, die insbesondere beim Fahren in der Dunkelheit für eine noch bessere Sichtbarkeit sorgt.
Unseren Testern kam die Beschleunigung beim Xiaomi übrigens ein ganz klein wenig kraftvoller vor, was sich aber eigentlich nur auf Steigungen bemerkbar machte.
Abschließend kann gesagt werden, dass beide Elektroroller durchaus empfehlenswert sind und sich in vielerlei Hinsicht stark ähneln. Es ist schwer, eine eindeutige Kaufempfehlung auszusprechen. Wem es vor allem auf ein möglichst optimales Fahrverhalten ankommt, sollte den Xiaomi M365 gegenüber dem Segway ES2 vorziehen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass sich der Xiaomi mit seinen Luftreifen sicher besser fahren lässt, aber man kann sich halt auch einen Platten einfangen und muss u.U. regelmäßig den Reifendruck prüfen bzw. die Reifen bei Bedarf aufpumpen. Dies ist bei den Hartgummireifen des Ninebot natürlich nicht der Fall, aber dafür gibt es halt Abstriche beim Fahrverhalten. Weitere Vorteile des Ninebot sind das Vorhandensein eines Displays sowie die Möglichkeit, einen zweiten Akku hinzuzufügen und die Reichweite ganz beträchtlich zu verlängern.
Mehr Infos: Ninebot ES2 und Xiaomi M365
Das ist eine sehr gute Frage zu der ich im Netz leider bislang auch noch keine Antwort gefunden habe. Es dürfte aber wohl definitiv im Interesse der Verleihfirmen sein, die ja viele ES2 im Einsatz haben. Ich hoffe die machen bei den Herstellern Druck. Eine Anfrage von mir über die Ninebot Seite ist bislang nicht beantwortet worden.
Ja, wir haben in Kürze hierzu Neuigkeiten.
Hallo Leute 🙂 , Was glaubt ihr bedeutet die geplante Verordnung zu den Elektrokleinstfahrzeugen für den Ninebot bzw. Xiaomi? Beide fahren schneller als 20Km/h. Theoretisch haben sie mit ihrer Beleuchtung und den beiden unabhängigen Bremsen die Voraussetzung erfüllt. Doch wie sieht es mit einer ABE aus? Weiß man, ob Ninebot respektive Segway, diese für den ES2 freigeben wird? Bei Xiaomi würde ich ja eher dagegen wetten. Habt ihr euch hier mal erkundigt? Eventuell kann ja auch per Firmwareupdate über die Lokalisierung die Motorleistung ab 20Km/h gekappt werden? Das wären echt interessante News 🙂 Grüße, Tobias