
ADFC setzt sich für den Radverkehr ein, jedoch nicht für zukünftige Elektrokleinstfahrzeuge!
Der ADFC warnt aktuell vor chaotischen Zuständen auf der nach ihrer Ansicht schon überlasteten Fahrrad-Infrastruktur. Er fordert ein bundesweites Investitionsprogramm für sichere und breite Radwege.
Dazu stellt der ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork fest: „Deutsche Radwege taugen nicht einmal für die sichere Abwicklung des vorhandenen Radverkehrs. Wenn ab 2019 zusätzlich eine Welle von E-Scooters durch die Innenstädte holpert, werden wir sehr unschöne Szenen und viele Unfälle erleben. Wenn Minister Scheuer die Radwege für Elektrofahrzeuge freigibt, dann muss er auch für Hunderttausende Kilometer neuer Radwege mit top-gepflegtem Belag und Überholbreite sorgen.“
Unser Kommentar: Dieser Einschätzung können wir erstmal zustimmen, wenn denn die neue Elektrokleinstfahrzeuge Verordnung nicht alles kaputt reguliert.
Beim ADFC sieht man durchaus Potenzial für die neuen Elektrokleinstfahrzeuge, als das ultimative Stadtfahrzeug jedoch nicht. Dem ADFC haben Elektrokleinstfahrzeuge zu viele Nachteile. In der letzten Pressemitteilung zu dem Thema kommt man beim ADFC auf den Punkt: „Man steht ziemlich steif und unbequem auf so einem Roller, kann nichts mitnehmen und wird bei schlechter Wegesituation ganz schön durchgeschüttelt.“ Dazu auch Stork: „Ein weiterer Nachteil mit Blick auf die Gesundheit ist: Der Roller fährt auf Knopfdruck! Man ist also zwar an der frischen Luft, muss sich aber überhaupt nicht bewegen – und wenn wir Deutschen eins tun sollten, dann wäre es, uns im Alltag mehr zu bewegen!“
Unser Kommentar: Es kommt natürlich darauf an, was für ein E Scooter gefahren wird. Die Unterschiede hinsichtlich Federung und Komfort sind sehr groß.
Auf Anfrage durch unseren Blog erhielten wir vom ADFC die Antwort, das man sich für die Entwicklung des Radverkehrs einsetzt, eine Ausweitung auf motorisierte Zweiräder stehe zur Zeit jedoch nicht an. Der ADFC wird sich also nicht speziell für die Belange der Elektrokleinstfahrzeuge einsetzen. Für die Kategorie der selbstbalancierenden Elektrokleinstfahrzeuge, den sogenannten E Boards (E Skateboards, Hoverboards, Mono Wheels), konsequenterweise wohl auch nicht.
„Satzungsgemäß setzen wir uns für die Entwicklung des Radverkehrs ein. Für eine Ausweitung unseres Fokusses auf motorisierte Zweiräder bräuchte es ein einstimmiges Votum unserer 175.000 Mitglieder – und das ist nicht in Sicht.“ So der ADFC auf unsere Nachfrage im Wortlaut.
Unser Kommentar: Hier scheint der zukünftige Konflikt auf den Radwegen und Straßen schon vorgezeichnet zu sein.
In unserem durchaus vielbeachteten Blogeintrag (die Gründerszene nennt unseren E Scooter Blog die „E Scooter Lobby“) haben wir bereits unlängst darauf hingewiesen, dass es dringend besserer Rad- und Verkehrswege bedarf. Vor allem im urbanen Bereich. Gleichzeitig haben wir das zukünftige Gerangel auf den Fahrradwegen schon durch eine ungerechte Behandlung beider Gruppen (Fahrräder und Elektrokleinstfahrzeuge) skizziert:
“Das zweite Kunststück ist, alles Erlaubte möglichst strikt zu regulieren (sogar strikter als Mofas, da über Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis, u.s.w. hinaus, nun sogar Blinker Pflicht werden sollen), dann jedoch die Elektrokleinstfahrzeugen den Fahrrädern im Verkehrsraum gleichstellen, sie aber nur 20 statt 25 Km/h fahren lassen zu wollen. Im Verkehr soll der E Scooter dem Fahrrad sogar Vorrang gewähren.“
Wir begrüßen natürlich, dass der ADFC sich für bessere Radwege einsetzt. Hoffentlich auch für die Elektrokleinstfahrzeuge (EKF). Vor allem bei den sehr viel kleineren Radgrößen von E Scootern ergibt sich ein erheblicher Bedarf die Wege dahingehend zu optimieren: Kleinste Schlaglöcher und Bordsteinkanten können leicht zu starken Unfällen führen. Jedoch scheint das bestenfalls die einzige große Gemeinsamkeit zu sein zwischen ADFC und Fahrern von Elektrokleinstfahrzeugen.
Unser Kommentar: Elektrokleinstfahrzeuge erweitern die Mikromobilität.
In der Gesamtschau stellen die Elektrokleinstfahrzeuge (EKF) einen intermodalen Ansatz in der Mikromobilität dar. Er soll die Menschen weg vom Auto hin zu einer Kombination von ÖPNV und EKF bringen. Wie aus anderen Städten (Wien, Paris, Tel Aviv) bekannt ist, entsteht dadurch dort ein neues urbanes und mobiles Lebensgefühl. Dieses breite Spektrum kann das Fahrrad überhaupt nicht abdecken. Und in einigen Bereichen nur zum Teil, wenn es zum Beispiel um Klappfahrräder geht, die man zusammengeklappt auch tagsüber in Bahn und ÖPNV problemlos mitnehmen kann. Hier stehen also E Kleinstfahrzeuge und Fahrräder gar nicht in Opposition gegenüber. Sie sind eine Ergänzung.
Vor diesem Hintergrund ist der Hinweis, dass man sich mit Elektrokleinstfahrzeugen (E Scootern mit Lenkstange und E Boards ohne Lenkstange) zwar bewegt, aber gesundheitlich nichts für den Körper tut (s.o.), erstmal vordergründig korrekt, aber das tut man im substituierten Auto noch weniger.
Letztich finden wir es schade, dass der ADFC Elektrokleinstfahrzeuge lediglich als motorisierte Zweiräder sieht. Pedelecs und S-Pedelcs sind schließlich auch nur motorisierte Zweiräder, wenn auch mit Tretunterstützung. Das der ADFC wahrscheinlich die Grenze bei der Tretunterstützung und Pedalisierung sieht, kann man schlußendlich verstehen, befriedet aber nicht zukünftig zu erwartende erhebliche Konflikte.
Immer dieser Lobbyismus um die Fahrräder. Seit geschätzt 20 Jahren versucht man den Drahtesel als alternatives Verkehrsmittel zu etablieren und der Erfolg ist mehr als dürftig. Das Fahrrad ist ein anerkanntes Sport und Freizeitgerät, es wird aber niemals einen nennenswerten Beitrag zur Verkehrs und Energiewende leisten.
Jedes Lebewesen will von Natur aus Körperenergie bei der Fortbewegung sparen. Wir bewundern zum Beispiel Vögel die Stunden oder gar Tage lang ohne grosse Kraftanstrengung in der Luft segeln können. Nun, die Evolution hat uns nicht mit solchen Fähigkeiten bedacht, aber sie hat uns ein Gehirn mitgegeben, das uns die Entwicklung von entsprechenden Hilfsmitteln gestattet. Man geht sogar davon aus, das viele der grossen Erfindungen der Menschheit auf diesem Wunsch nach Erleichterung und Bequemlichkeit beruhen. Das Auto ist dabei eine dieser Ikonen. Für keinen anderen Gebrauchsgegenstand sind die Menschen bereit so viel Geld auszugeben. Die Masse will ohne Kraftanstrengung von a nach b kommen.
Man denke auch an China, noch bis in die 80er Jahre war dort das Fahrrad das Transportmittel der 1. Wahl. Autos gab es praktisch nur als Bonzenkarre. Die Älteren kennen noch die Bilder, als die Strassen dort noch mit Massen von Drahteseln bevölkert waren. Wo sind die denn alle geblieben, seit es auch in China keine idiologische Schande mehr ist wohlhabend zu seien?
Auch hier stelle ich als E Scooter Fahrer immer wieder fest, Radwege werden durch Fahrräder nur an schönen Wochenenden in nennenswerten Umfang genutzt und sind in der restlichen Zeit meist sehr frei. Auch wenn ich meinen Scooter regelmässig zum Einkauf nutze, stelle ich fest, das auf dem vorgelagerten Parkplatz ca. 80 Autos 2 Fahrrädern und meinem Roller gegenüberstehen.
Tolle Ergebnisse, nach 20 Jahren Lobbyarbeit und politischer Protektion für das Fahrrad. Man kann doch in der Politik und den Verwaltungsbehörden nicht ernsthaft glauben, das man uns hier zu einer Art Fahrrad fahrender Retrochinesen umerziehen kann.
Was wir brauchen sind Entscheidungsträger die die Möglichkeiten der neuen eKfz erkennen und diese Fördern statt mit der flexibilität einer Eisenbahnschiene an dem Fahrrad oder Resorcenfresser eAuto als einzige Mittel zur Energie oder Verkehrswende fesr zu halten.