
Nachhaltig E-Scooter fahren mit echten Ökostrom (inkl. Preiskalkulation Kaufscooter versus Leihscooter)
Wir möchten uns hier anschauen wie man E-Scooter besonders nachhaltig fahren kann. Mit Ökostrom? Eigentlich sogar nur mit echten Ökostrom? Viele Menschen nutzen E-Scooter ja insbesondere deshalb, weil sie damit einen aktiven Beitrag zu einer grünen Verkehrswende leisten möchten. Dabei ist erstmal der wichtigste Punkt, dass man durch das Fahren eines eigenen E-Scooters umweltschädigende Autofahrten ersetzen, vielleicht sogar auf ein Auto dabei ganz verzichten kann. Ersetzt man das zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren durch die Nutzung von E-Scootern, ist nicht viel gewonnen. Und für viele längere Fahrten kann aus diversen Gründen nicht immer aufs Auto verzichtet werden. Allerdings handelt es sich bei vielen Autofahrten um Kurzstrecken, die man auch mit umweltsparenderen Verkehrsmitteln bewerkstelligen kann. Alternative Fortbewegungsoptionen zum Auto, wie Fahrräder oder E-Scooter, sind also ideal um das Auto stehen zu lassen. In der urbanen Welt der Städte wird zudem ein zusätzlicher Punkt interessant: Die Kombination unterschiedlicher Verkehrsmittel mit dem E-Scooter (Beispiel: Privatwohnung, E-Scooter, Straßenbahn, Straßenbahn, Arbeitsplatz). Das ganze nennt sich intermodaler Ansatz (diverse Studien).
Schauen wir uns also unterschiedliche Aspekte an und gewichten diese. So kommen wir zu einem optimalen Weg, E-Scooter mit echtem Ökostrom zu nutzen.
Doch halt: Zuerst sollten wir uns die verschiedenen Formen der E-Scooter Nutzung anschauen: Kaufen und Leihen. E-Scooter fahren ist nicht einfach gleich E-Scooter fahren…
Inhalt
E-Scooter Kaufen versus Leihen
Grundsätzlich stehen E-Scooter, aufgrund des Negativimages von Leihrollern, in einem nicht sehr positiven Licht. Leihroller werden oft störend mitten auf Gehwegen abgestellt, oder sie landen in Flüssen, z.B. im Rhein. Aufgrund des Umstandes, dass weite Teile der Bevölkerung immer noch E-Scooter mit Leihscootern gleichsetzen, werden auch E-Scooter in Privatbesitz immer wieder in ein schiefes Licht gerückt. Dabei wird aber übersehen, dass es in Wahrheit deutliche Unterschiede gibt zwischen Leihscootern und privaten E-Scootern. In Abgrenzung zu Leihscootern wollen wir E-Scooter in Privatbesitz fortan Kaufscooter nennen.
Allgemeine Vorteile von Kaufscootern
• Auf Dauer sind gekaufte E-Scooter im Privatbesitz günstiger als Leihscooter (siehe unten)
• Kaufscooter sind deutlich günstiger in der Anschaffung als E-Bikes
• Mit bis zu 20 Km/h sind sie fast so schnell wie ein E-Bike (leider nur FAST so schnell)
• Je nach Stärke des Motors erklimmen sie auch Steigungen ohne Mühe
• In der Regel sind Kaufscooter klappbar und lassen sich leicht in der Wohnung aufbewahren
• Sie dürfen auch in Busse oder Bahnen mitgenommen werden
• Zusammengeklappt gelten sie häufig als Gepäckstück (außer in Flugzeugen)
• Umweltfreundlicher als Autofahren
• Privatsphäre auf dem Kaufscooter ist gewährt (Schutz vor Corona), und es werden keine privaten Daten über Leihsysteme weitergegeben
• Ideale Ergänzung bei der Nutzung von Wohnmobilen, Autos, Wohnwagen,…
Tipp: E-Scooter Kaufberatung mit E-Scooter Preisvergleich beliebter Fahrzeuge
Preisbeispiel: Kaufen und Leihen
Rechnen wir mal einen gekauften Scooter gegen einen Leihscooter (Sharing). Wir gehen vom derzeitigen Leitprodukt der E-Scooter Welt aus, dem Ninebot Max G30D 2. Alle Werte sind Pi mal Daumen und nicht zu eng gerechnet (Haftpflicht mit Teilkasko anstatt nur Haftplicht). Weiterhin gehen wir von einer regelmäßigen Nutzung von 10 Kilometer pro Werktag aus, also 5 Tage pro Woche, jeden Tag 5 Kilometer zur Arbeit und zurück. Bei unserer Kalkulation gehen wir zusätzlich aus von ca. 250 Werktagen pro Jahr. Nach unser Beispielrechnung können einzelne Punkte ohne Probleme variiert werden. Lediglich ein bisschen Rechenarbeit und die Verwendung des Dreisatzes sind notwendig:
Tabelle zur Kostenkalkulation
Kaufscooter | Leihscooter | |
---|---|---|
Einmalige Kosten | Anschaffung eines Ninebot Max G30D 2 kostet ca. 769 Euro (günstiger Marktpreis im E-Scooter Preisvergleich, Datum: 20.12.2021) | – |
Laufende Kosten pro Km | Stromverbrauch auf 100 Kilometern beläuft sich etwa auf eine Kilowattstunde Strom. Bei einem angenommenen Strompreis von 30 Cent je Kilowattstunde ergeben sich damit Kosten für den Stromverbrauch von 0,30 Euro. Pro Kilometer sind das 0,3 Cent. | (Um den Rechenweg besser nachvollziehbar zu machen, haben wir hier die laufenden Gebühren pro Kilometer bei Leihscootern gegenüber gestellt: 0,15 Cent Gebühr pro Minute sind bei einer angenommenen Durchschnittsgeschindigkeit von 15 Km/h im Straßenverkehr ca. 60 Cent pro Kilometer.) |
Laufende Kosten pro Jahr | E-Scooter Versicherung: Wechselkennzeichen inkl. Teilkasko pro Jahr ca. 70 Euro | – |
Laufende Gebühren pro Fahrt | – | Wir gehen von einer Startgebühr von 1 Euro pro Fahrt und einem Nutzungsentgelt von 0,15 Cent pro Minute aus. |
Herstellung des E-Scooters | Wenig Einfluß drauf. Eine Wahl zwischen “Made in Germany” und Produktion aus Fernost ist nicht ganz einfach, da die meisten E-Scooter in Fernost hergestellt werden. Man kann sich aber bemühen, gezielt einen E-Scooter aus heimischer Produktion zu erwerben. Zumindest bietet es sich an einen E-Scooter zu wählen bei dem Ersatzteile und Reparatur gewährleistet sind. | Kein Einfluß drauf. Alle Leihscooter kommen aus Fernost und sind somit um die halbe Welt gereist bevor sie hier zum Einsatz kommen. |
Verfügbarkeit | Immer vorhanden. Selbst aufladen. | Suche nach verfügbaren E-Scootern per App. Nicht immer vor Ort. Wird aufgeladen. |
Wahl des Stroms | Die Wahl des Stroms obliegt einem selber. Man hat die Möglichkeit, nachhaltige Stromquellen zu nutzen (siehe unten). | Die Wahl des Stroms obliegt den Leihscooter Firmen, bzw. deren Vertragspartnern für die jeweilgen Standorte. Es sind keine Ökostromtarife bekannt. |
Umsetzung auf unser Rechenbeispiel | Anschaffungskosten und Versicherung pro Jahr belaufen sich auf 839 Euro. Die Stromkosten (2500 Kilometer mal 0,3 Cent pro Kilmeter) belaufen sich auf gerade mal 7,50 Euro. Es entstehen Gesamtkosten von 846,50 Euro in den ersten 250 Tagen Einsatz. | Bei 250 Werktagen und somit 500 Fahrten je 5 Km (2500 Kilometer) kommen wir auf 500 Euro Startgebühren und 375 Euro Nutzungsentgelt für die gefahrene Zeit. Im Ergebnis sind das 875 Euro in den 250 Tagen Einsatz. |
Steuerliche Vorteile | Hier kommt ein deutlicher Hebel zum Tragen: Als Selbstständiger und Arbeitnehmer kann man E-Scooter größtenteils steuerlich geltend machen, ähnlich wie bei Elektrofahrrädern. Bei Selbstständigen als Betriebsausgabe, bei Arbeitnehmern als Werbekosten oder Entfernungspauschale. Sonderformen existieren, wenn der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber einen E-Scooter überlassen bekommt (z.B. Gehaltsumwandlung). | unbekannt |
Anmerkungen: Natürlich konnte man auch bei den Sharing Anbietern Monatsabos abschließen (nur sehr eingeschränkt möglich: Preisvergleich der Leihscooter), einen E-Scooter per monatlicher Rate abbezahlen und diverse andere Preiskonditionen berücksichtigen. Wir haben uns hier auf die zwei wesentlichen Varianten konzentriert.
E-Scooter mieten per Abo und Sharing Anbieter in der Übersicht
Tier: Die bekannte Tier Dayflat gibts nicht mehr. Monats-Flat betragen nur 300 Minuten. In dem obigen Beispiel mit der Fahrt zur Arbeit sind das nur 7,5 Minuten je Fahrt. Für 4.99/Monat gibts eine Entsperr-Flat (ergibt eine Korrektur 60 statt 500 Euro/Jahr).
Lime: Lime hat nur die Entsperr-Flat für 5.99/Monat, keine anderen Abos. Angeblich nutzt Lime normalen Ökostrom.
Bolt: Standard-Tarif ohne Entsperr-Gebühr und 9 Cent/Minute. Abos gibt es nicht. Bolt wäre im ersten Jahr tatsächlich deutlich günstiger als ein Kauf in unserem obigen Vergleich.
Voi: Bei Voi gibt es Abos mit sinnvollem Umfang (Monatspass mit 9 Fahrten und 200 Minuten je Tag, 45 Minuten je Fahrt. Tagespass auch 45 Minuten je Fahrt.) Preise sind wohl nur in Voi-Städten sichtbar und gelten ggf. auch nur für die gebuchte Stadt.
Bird: Keine Abos vorgesehen.
Dott: Abos sind generell vorgesehen, aber keine verfügbar.
Spin: Keine Abos vorgesehen.
Zwischenfazit
Kommen wir zum eindeutigen Ergebnis: Bei regelmäßiger Nutzung ist ein gekaufter E-Scooter um Längen günstiger – und somit besser – als ein Leihscooter. Wenn man den Scooter regelmäßig nutzt, sollte auch der Ursprung des Stroms nicht ganz irrelevant sein. Nur bei einem einem gekauften E-Scooter hat man Einfluß darauf, mit was für Strom der Scooter fährt. Die anfallenden Stromkosten sind zugegebenermaßen sehr niedrig.
Dabei ist die regelmäßige Nutzung eines gekauften E-Scooters auch Voraussetzung für eine nachhaltige Nutzung. Damit meinen wir: Solange Scooter Fahrten nicht massiv Autofahrten ersetzen, und E-Scooter nicht wirklich nachhaltig produziert und verwendet werden, und die Fahrzeuge nicht mit echten Ökostrom versorgt werden, bleibt der Umweltnutzen von E-Scootern angreifbar.
Was unterscheidet echten Ökostrom von normalem Ökostrom
Dem aufmerksamen Leser, der aufmerksamen Leserin, wird aufgefallen sein, dass wir bis jetzt häufiger von echten Ökostrom gesprochen haben, anstatt einfach nur von Ökostrom. Von echtem Ökostrom spricht man, wenn folgende Punkte erfüllt werden:

5 Punkte die echten Ökostrom ausmachen
1. Der Ökostrom muss wirklich aus regenerativen Energiequellen stammen.
2. Bei echten Ökostrom darf kein herkömmlicher Strom mittels Ankauf von Zertifikaten umetikettiert werden.
3. Ein echter Ökostromanbieter sollte den Bau neuer Ökokraftwerke direkt fördern, beispielsweise indem Teile in den Neubau umweltfreundlicher Kraftwerke fließen. Es hilft wenig wenn Strom aus alten Wasserkraftanlagen generiert wird, aber nichts aktiv in die Transformation investiert wird.
4. Den größten Umweltnutzen gibt es, wenn der Strom vom jeweiligen Anbieter „zeitgleich“, und nicht „mengengleich“, eingespeist wird. Da Strom bei der Produktion im sog. Stromsee landet, sollte auch immer zeitgleich echter Ökostrom produziert werden, wenn er gerade verbraucht wird.
5. Ein echter Ökostromanbieter sollte völlig unabhängig von Unternehmen sein, die noch in Geschäfte mit Atomstrom, Kohlestrom oder in andere umweltschädigende Technologien involviert sind.
Das bedeutet: Ein großer Stromanbieter, der auch normalen “grauen” Strom anbietet, kann niemals echter Ökostromanbieter sein, denn er ist noch immer in Atom-, Braunkohle- oder Steinkohle-Industrie verstrickt.
Nachhaltig fährt es sich nur mit echtem Ökostrom
Wichtig für eine nachhaltige Elektromobilität ist, den E-Scooter mit wirklich echtem Ökostrom zu laden. Erst dann hat man alles für die Verkehrswende getan. Hier macht es also Sinn, einen echten Ökostrom Vergleich durchzuführen – das heißt echte Ökostromanbieter zu vergleichen, zusätzlich einen Ökostrom Preisvergleich durchzuführen und dann zu echtem Ökostrom zu wechseln:
Echte Ökostromanbieter im Überblick
Wir haben dir hier die drei Testsieger (echte Ökostromanbieter) aus dem Ökostrom Vergleich aufgeführt:

Green Planet Energy (ehemals Greenpeace energy)
Strommix: Ökostrom aktiv Tarif: 48% Wasser, 52% Wind Solarstrom plus Tarif: 90% Wasser & Wind, 10% Solarstrom (2019)
Neuanlagen: Ja, insbesondere beim Solarstrom plus Tarif
Label, Siegel & Zertifikate: Ok-Power-Plus, TÜV Nord, OmniCert, ÖKO-Test “sehr gut” (2020), empfohlen von BUND, Robin Wood etc.

Naturstrom
Strommix: 40% Wasser, 60% EEG (2019)
Neuanlagen: Ja, 1 Cent pro kWh für den Bau neuer Öko-Energieanlagen (naturstrom) / Beim naturstrom gold Tarif 2 Cent pro kWh
Label, Siegel & Zertifikate: ÖKOTEST – Ratgeber Bauen & Wohnen 2021: SEHR GUT, Grüner Strom Label, Robin Wood, TÜV Nord, empfohlen von BUND / NABU, ntv-Testsieger im Segment “Unabhängige Ökostromanbieter” etc.

Polarstrom
Strommix: 100% Wasser (2021)
Neuanlagen: Pro verbrauchter kWh investiert das Unternehmen 1 Cent in den Ausbau erneuerbarer Energien, außerdem werden für jeden Kunden 20 Euro jährlich in die weltweite Energiewende investiert.
Label, Siegel & Zertifikate: TÜV Nord, Grüner Strom Label, Öko-Test “sehr gut” (01/21), Utopia Bestenliste, empfohlen von Robin Wood und EcoTopTen etc.
Fazit: Nachhaltige Lösungen für die Mobilität der Zukunft mit echten Ökostrom
Elektromobilität ist unverzichtbar für den Klima- und Umweltschutz, aber sie ist nur dann eine wirklich saubere Lösung, wenn du dich auch in allen Lebenslagen für echten Ökostrom entscheidest.
Dennoch gilt noch immer: Die beste Mobilität kommt ganz ohne fremde Energie aus. Nur wenn die E-Scooter lange halten, nicht nach kurzer Zeit entsorgt und vernünftig behandelt und gepflegt werden, bringen sie wirklich was für die Umweltbilanz. Sie müssen Autofahrten ersetzen. Hier gibt es noch viele Bereiche zu optimieren, vor allem was eine möglichst nachhaltige Produktion und die umweltfreundliche Entsorgung von E-Scootern betrifft.
Der benötigte Strom bei einer Nutzung innerhalb eines Zeitraums von 250 Tagen (aus unserem Beispiel) erscheint im Vergleich zum gesamten Umweltnutzen (Verzicht auf das Automobil) weitaus weniger effektvoll. Möchte man in möglichst vielen Lebensbereichen nachhaltig leben und alle Aspekte konsequent umsetzen, sollte man dennoch auch auf echten Ökostrom nicht verzichten, denn E-Scooter fahren (und dabei auf das Auto verzichten) ist ja nur ein Teilaspekt nachhaltiger Lebensweise.
